Rede des Vorsitzenden der SPD-Fraktion Mainhausen
zur Amtseinführung von Bürgermeisterin Ruth Disser
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren,
Sie werden mir ausnahmsweise gestatten, dass ich auf Grund des heutigen Anlasses meine Worte direkt an die frisch vereidigte Bürgermeisterin richte - auch wenn wir uns hier im Rahmen einer Sitzung der Gemeindevertretung bewegen. Ich denke der Anlass gibt einem solchen Vorgehen eine ausreichende Grundlage.
Liebe Ruth,
beim heutigen Prozedere handelt es sich ja eigentlich nur um einen formalen Akt, einen verwaltungstechnischen Vorgang, dem Du Dich bereits im Jahr 2004 unterzogen hast. Gleicher Eid, gleiche Person, gleiche Aufgabenstellung, im Moment grad der gleiche Redner am Mikro...
Ganz so simpel ist es wohl dann auch nicht. Allein der Blick ins Auditorium beweist, dass heute ein ganz besonderer Tag ist. Ein besonderer Tag für die Bürgerinnen und Bürger, die so zahlreich erschienen sind. Ein besonderer Tag für die Gemeinde und ein besonderer Tag für Dich!
Ein ganz besonderer Tag auch für uns Sozialdemokraten in der Gemeindevertretung der Gemeinde Mainhausen, für die ich wie bereits vor sechs Jahren schon stellvertretend sprechen darf.
Ein besonderer Tag für uns deshalb, weil wir uns zusammentun, nicht nur um pragmatisch ausgerichtete Politik am Interesse der Mainhäuser Bürgerinnen und Bürger zu gestalten. Sondern weil wir alle gemeinsam: - Du, ich und unsere weiteren sechzehn Amts- und Mandatsträger - diese Politik unter einen - unter unseren - gemeinsamen Wertekanon stellen.
Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität bilden nach unserem Verständnis eine Einheit. Diese Werte sind für uns gleichwertig und gleichrangig. Sie sind Kompass für unser Handeln über die Tagespolitik hinaus.
Auf Basis dieser Grundwerte haben wir in den vergangenen sechs Jahren Politik für Mainhausen gestaltet. Du an der Spitze der Verwaltung - wir im Rahmen unserer Möglichkeiten aus der Fraktion heraus. Öffentlich in der Gemeindevertretung und nicht öffentlich hinter verschlossenen Türen in Gesprächen und Diskussionen, meist leise, ab und zu auch mal lauter.
Wir haben dies stets in vollstem gegenseitigem Vertrauen, mit Respekt für divergierende Meinungen des Anderen und immer genossenschaftlich im Sinne einer gemeinsamen Idee getan. Für diese Art der Zusammenarbeit danken wir Dir!
Vor sechs Jahren haben wir Dir ganz im Sinne des Juristen, Nationalökonomen und Mitbegründer der Soziologie Max Weber gewünscht, dass Du die drei wichtigsten Qualitäten eines Berufpolitikers entfaltest: Leidenschaft, Verantwortung und Augenmaß.
Wenn Weber mit der Auswahl dieser Tugenden richtig lag, ist Dir dies in Anbetracht von 66,9 Prozent Zustimmung wohl sehr gut gelungen! In gewisser Weise ist eine Zweidrittelmehrheit auch Bestätigung dafür, dass auch im Jahr 2010 noch eine - an sozialdemokratischen Werten orientierte - Politik gefragt sein kann.
Der Blick geht jedoch nach vorne. Und es wird wie bei einer Fahrt in die Partnergemeinde Pöls, (für alle ortsfremden – das liegt hinter den Tauern in der Steyermark): Kaum ist man raus aus dem Tunnel, geht’s in den nächsten:
- Finanzkrise
- Wirtschaftskrise
- Energiekrise
- Klimawandel
- und Demografischer Wandel
bestimmen die politische Agenda und werden auch Dich an der Spitze der Verwaltung in den kommenden sechs Jahren voll fordern.
Schon alleine das Szenario zur Entwicklung der Gemeindefinanzen in Anbetracht von Einbrüchen bei Einkommens- und Gewerbesteuer jagt einem eiskalte Schauer über den Rücken.
Wir möchten heute nicht auf weiter kommunalpolitische Einzelheiten eingehen, sondern auch zu Deiner heutigen Amtseinführung einen Philosophen mit auf den Weg geben:
Als Kardinaltugenden beschreibt der Philosoph und Theologe Thomas von Aquin bereits im 13. Jahrhundert vier Eigenschaften:
- prudentia (Klugheit)
- temperantia (Mäßigung)
- fortitudo (Tapferkeit)
- und iustitia (Gerechtigkeit)
Wir wünschen Dir Klugheit, um in Krisenzeiten und in Anbetracht der anstehenden Herausforderungen die richtigen Weichenstellungen vorzubereiten.
Wir wünschen Dir Mäßigung, damit Du auch in Deiner zweiten Amtszeit und mit einem solch großen Vertrauensvorschuss im Rücken nicht vergisst, dass Deine Macht nur auf Zeit verliehen und die wenigen verfügbaren Mittel der Allgemeinheit gehören.
Wir wünschen Dir Tapferkeit, damit Du auch in Zukunft mit den Widrigkeiten unseres Geschäftes - traurigerweise in Mainhausen besonders ausgeprägt - auch weiterhin umgehen kannst. Verlier bitte nicht Dein faires und ausgleichendes Wesen, egal wie schlimm die künftigen Angriffe ausfallen werden.
Wir wünschen Dir weiterhin Sinn für Gerechtigkeit. Damit in Zeiten wo wenig zu verteilen ist, Mittel dorthin fließen wo sie gebraucht werden und nicht dorthin wo am lautesten geschrieen wird.
Zu guter letzt ist es ja Brauch noch etwas zu verschenken. Meist mit etwas Symbolik. Wir haben uns überlegt, Dir für die kommenden Jahre zwei nützlich Werkzeuge mit an die Hand zu geben:
- Zum einen haben wir Dir eine Lupe besorgt. Mit dem Vergrößerungsglas kannst Du Dich auf die Suche nach weiteren Einsparpotentialen begeben – ohne die nachhaltige Entwicklung der Gemeinde zu gefährden. Allerdings glaube ich persönlich, dass nach sechs Jahren intensiven Sparens inzwischen ein Mikroskop nötig ist, um noch relevante Potentiale zu heben.
- Als zweites schenken wir Dir symbolisch diesen Rotstift, der zwar nicht schreibt sich aber auf Grund seiner Größe hervorragend eignet, sich zur Wehr zu setzen.
Liebe Ruth,
wir wünschen uns gemeinsam eine erfolgreiche zweite Wahlperiode zum Wohle und Ansehen der Gemeinde Mainhausen und deren Bürgerinnen und Bürger.
Dir wünschen wir die nötige Kraft, viel Ausdauer und vor allem stabile Gesundheit!
In diesem Sinne:
Fraktion gut!
Partei auch!
Glück auf!