Interview mit Torsten Reuter
Erster Beigeordneter - seit April 2016 im Amt
Im Rahmen der Kommunalwahl im März 2016 hat Torsten Reuter zunächst einen Platz in der SPD-Fraktion der Gemeindevertretung erhalten.
Während der konstituierenden Sitzung am 19. April wurde er dann zusammen mit vier weiteren Gemeindevertretern in den Gemeindevorstand gewählt.
Roter Bote: Torsten, als Neueinsteiger in die Kommunalpolitik kannst Du den Unterschied zu Abläufen in der freien Wirtschaft noch relativ unvoreingenommen beurteilen. Gibt es Dinge, die für Dich nach fast einem Jahr im Amt im Vergleich besonders hervorzuheben sind?
Torsten Reuter: Gerade zu Beginn war es eine Herausforderung für mich, erkennen zu müssen, dass der Prozess der Meinungsbildung im Vergleich viel länger dauert und überdurchschnittlich viel Zeit kostet. Das Erzielen von Kompromissen ist oftmals nicht einfach, die Verdeutlichung des eigenen Standpunkts schwieriger. Auch war mir die Wichtigkeit einer fortlaufenden Kommunikation nach außen zwar vorher bewusst, nach meiner bisherigen Erfahrung kann die Wichtigkeit ständiger Erklärung und umfassender Transparenz aber nicht hoch genug bewertet werden. Sehr positiv ist mir von Anfang an die Möglichkeit zur offenen Diskussion vor allem innerhalb der Fraktion, aber auch in den gemeindlichen Gremien aufgefallen. Das ist durchaus nicht selbstverständlich. In der Fraktion betrachte ich die fehlenden Hierarchien und unkomplizierte Zusammenarbeit als sehr angenehm; im Vergleich zu „draußen“ ein für mich besonderes Merkmal.
RB: Was hat Dich trotz Deiner beruflichen Verpflichtungen dazu bewogen, Dich der Herausforderung „Kommunalpolitik“ zu stellen und Dich in die notwendigen Themenfelder einzuarbeiten?
TR: Meine sicherlich noch immer nicht abgeschlossene Einarbeitung war und ist tatsächlich zeitintensiv. Die Kommunen nutzen z.B. trotz der Anpassung des kameralistischen Systems an die Wirtschaft weiterhin zahlreiche sich unterscheidende Begriffe und Vorgehensweisen - die Aufstellung des Haushalts ist hierfür ein perfektes Beispiel. Aber auch sehr spezielle Themen müssen - zumal in der Funktion des Ersten Beigeordneten - angegangen werden. Für mich war z.B. die Struktur und Schnittstelle zur „Feuerwehr“ völliges Neuland. Aber gerade diese Themen sind durchaus auch eine Begründung, warum man sich der Kommunalpolitik stellt: man lernt viel Neues hinzu und erfährt „Gemeinde“ aus einem völlig neuen Blickwinkel. Die zweite, naheliegende Begründung war für mich die Verpflichtung, mich irgendwann für einen bestimmten Zeitraum für die Interessen der Kommune, in der ich lebe, einbringen zu wollen. Hier gibt es sicherlich völlig unterschiedliche Möglichkeiten: soziales Engagement oder die Vereinsarbeit sind hier zu nennen. Die Mitarbeit in der Gemeindevertretung oder im Gemeindevorstand erschien mir allerdings passend.
RB: Als Erster Beigeordneter und Mitglied des Gemeindevorstands nimmst Du an den Sitzungen der Gemeindevertretung und der Ausschüsse teil, hast dort aber kein direktes Rederecht. Vermisst Du diese Möglichkeit, Deinen Standpunkt zu bestimmten Themen unmittelbar mitteilen zu können?
TR: Nach Hessischer Gemeindeordnung vertritt der Bürgermeister bis auf Ausnahmen den Vorstand nach außen, damit ist dieses Thema klar geregelt. Davon abgesehen aber würde ich in den Sitzungen der Gemeindevertretung ab und an meinen Platz gerne mit dem eines Gemeindevertreters tauschen (lacht). Unser konstruktiver und offener Austausch im Gemeindevorstand gleicht hier aber einiges aus. Außerdem nutze ich die Möglichkeit, als Mitglied der Fraktion meine Meinung zu äußern und zur Entscheidungsfindung beizutragen.
RB: Gibt es im Hinblick auf die anstehenden Projekte und Vorhaben spezielle Themen, die Dir besonders am Herzen liegen?
TR: Grundsätzlich fühle ich mich den Haushalts- und Bebauungsfragen der Gemeinde sehr verbunden, aber auch die EDV-Struktur und -situation in der Gemeindeverwaltung hat mein besonderes Interesse gefunden. Als Mitglied der „Arbeitsgruppe Wohnen“ der SPD-Fraktion versuche ich, die Situation rund um das Wohnen und Bauen in Mainhausen konstruktiv voranzubringen. Und ganz persönlich liegt mir das „Aussehen“ der beiden Ortsteile sehr am Herzen. Hier kann weiterhin viel verbessert werden und - wie in jeder Wohnung und in jedem Haus - ist nie genug getan. Mit Kreativität, aber auch Mut und dem buchstäblichen Augenmaß können wir hier sicherlich noch viel erreichen.
RB: Vielen Dank für das Gespräch!